Die Trennung der Verblendschale und des tragendenden Mauerwerks hatte von Beginn an einen technischen Hintergrund. Die nur sich selbst tragende Verblendschale, auch Vorsatzschale genannt, dient dem dauerhaften Schutz des tragenden Mauerwerks vor den verschiedensten Witterungseinflüssen. Aus diesem Kontext stammt im Übrigen der Begriff „Verblendziegel“ oder „Verblender“.
Der Grundgedanke der zweischaligen Wand gilt auch heute noch. So kann den mannigfaltigen Ansprüchen an die Gebäudehülle in Sachen Wetter-, Wärme-, Schall- und Brandschutz mit einem mehrschichtigen Wandaufbau bestens entsprochen werden. Neben ihrem hohen funktionalen Nutzen steht die zweischalige Wand für langfristige Wertbeständigkeit und Wartungsfreiheit.
Die zweischalige Wand umfasst zwei massive Schalen, die Außenschale (Vormauerschale) und die Innenschale. Zwischen diesen Schalen wird in der Regel eine Dämmschicht eingebracht. Während die Vormauerschale stets aus Sichtmauerwerk besteht, kann die tragende Innenschale aus Mauerwerk verschiedener Steinarten, Beton oder Holz hergestellt werden.
Bei der Materialwahl für die Innenschale sind konstruktive und ökonomische Faktoren einzubeziehen. Bei der Außenschale hingegen stehen neben dem Schlagregenschutz vor allen Dingen der ästhetische Aspekte im Vordergrund. So stehen unzählige Möglichkeiten in der Ausführung und Gestaltung zur Verfügung.
Norm und Praxis
Die DIN EN 1996 (Eurocode 6) erlaubt zwei Ausführungsvarianten für zweischaliges Wandkonstruktionen:
- Die zweischalige Wand mit Luftschicht, ohne Dämmung im Schalenzwischenraum
- Die zweischalige Wand mit Wärmedämmung im Schalenzwischenraum
- ganz mit Wärmedämmung
- teilweise mit Wärmedämmung
1.Zweischalige Außenwand mit Luftschicht
Diese wirksame Form der Trennung von Außen- und Innenschale wird seit über hundert Jahren in Gebieten mit hoher Schlagregenbeanspruchung erfolgreich eingesetzt. Bei beheizten Gebäuden kommt die Konstruktion ohne Wärmedämmung in der Regel dann zum Tragen, wenn eine hochwärmedämmende Innenschalen (z. B. Leichtziegelmauerwerk) Anwendung findet und so die Anforderungen an den Wärmeschutz erfüllt werden. Die Mindestdicke der Luftschicht beträgt 4 cm. So kann überschüssige Feuchtigkeit durch die Luftzirkulation in der Luftschicht zwischen den Schalen abtrocknen.
2.1 Zweischalige Außenwand mit Luftschicht ganz mit Wärmedämmung ausgefüllt
Diese Variante ist einfach und sicher in der Verarbeitung, zudem bietet sie einen hohen Wärmeschutz. Daher wird sie am häufigsten ausgeführt und entwickelt sich zur Regelkonstruktion für zweischalige Fassaden. Wie bereits erwähnt besteht diese Ausführungsvariante aus drei Schichten der
- tragenden Innenschale (Hintermauerschale)
- nichttragenden Außenschale (Vormauerschale) und
- Dämmschicht.
Aus baupraktischen Gründen empfiehlt es sich einen sogenannten Fingerspalt von 1-2cm zwischen Dämmung und Außenschale vorzusehen.
2.2 Zweischalige Außenwand teilweise mit Wärmedämmung
Die zweischalige Wand mit Luftschicht und Wärmedämmung besteht aus vier Schichten der
- tragenden Innenschale (Hintermauerschale),
- nichttragenden Außenschale (Vormauerschale),
- Dämmschicht und
- Luftschicht.
Der konstruktiv maximale Schalenabstand ist abhängig vom verwendeten Verankerungssystem. Der Luftschicht kommt bei dieser Variante eine besondere Bedeutung zu, so dass besondere Anforderungen an die Luftschicht gestellt werden:
- Die Luftschicht darf in der gesamten Wandhöhe nicht durch Mörtelreste oder andere Gegenstände eingeengt werden, um Feuchtigkeitsbrücken auszuschließen.
- Die verwendeten Dämmstoffe müssen wasserabweisend sei.
- Optionale, offene Stoßfugen am Fußpunkt und am oberen Ende des Verblendmauerwerks dienen zur Luftzirkulation und Entwässerung
- Bei Unterbrechungen im Hohlraum, zum Beispiel durch Fensterbänke, sollten zusätzliche Lüftungs- beziehungsweise Entwässerungsöffnungen im Verblendmauerwerk vorgesehen werden.
Nachhaltigkeit
Die zweischalige Wand mit Backsteinen ist sowohl aus ökonomischer, soziokultureller, wie ökologischer Sicht nachhaltig. Ökonomisch punktet sie aufgrund ihrer Speichermasse mit niedrigen Heiz- und Instandhaltungskosten, sowie einem hohen Werterhalt. Ökologisch überzeugen Backsteine vor allem mit Energieeffizienz. Zweischalige Bauten erfüllen problemlos die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes. Soziokulturell bieten Bauten mit Backsteinfassaden mannigfaltige architektonischen Gestaltungsmöglichkeiten und überzeugen mit Dauerhaftigkeit. Wir nennen das Build for Generations.