
Studentengesellschaft - Eine einzigartige Erweiterung im Bestand
Ziel der Erweiterung war es, ein offeneres und einladenderes Gebäude zu schaffen, ohne dabei den besonderen Charakter des bestehenden Bauwerks zu verlieren. Die Architektur sollte das historische Gebäude weder dominieren noch sich ihm unterordnen, sondern eine harmonische, jedoch eigenständige Einheit bilden. Das neue Gebäude sollte sich trauen, aufzufallen – ein modernes, einzigartiges Element zu sein, das gleichzeitig die Identität der Gesellschaft bewahrt.// Auftrag
Eggen Arkitekter ist ein visionäres norwegisches Architekturbüro, das 1963 von Nils Henrik Eggen gegründet wurde. Heute besteht das Team aus 18 engagierten Fachkräften mit Sitz in Trondheim. Ihr vielseitiges Portfolio umfasst Projekte jeder Größenordnung – von kleineren Erweiterungen bis hin zu umfangreichen Neubauten für private und öffentliche Auftraggeber. Das Büro begleitet Bauvorhaben in allen Phasen: von der ersten Idee und Planungsphase über Bauanträge und detaillierte Ausführungsplanung bis hin zur Überwachung während der Bauphase und der finalen Fertigstellung.
Ihr zentrales Anliegen ist es, herausragende Architektur zu schaffen, die durch nachhaltige und innovative Lösungen den aktuellen Herausforderungen begegnet. Alle Projekte zeichnen sich vor allem durch einen respektvollen Umgang mit der Umgebung sowie den Fokus darauf aus, einen nachhaltigen Mehrwert für Nutzer und Öffentlichkeit zu schaffen.
Seit fast 100 Jahren ist die Studentengesellschaft in Trondheim das Zentrum für kulturelle Aktivitäten, gesellschaftliche Debatten und soziale Veranstaltungen der Studierenden. Von Beginn an wurde das Gebäude von den Studierenden selbst verwaltet – sie besitzen es und organisieren sämtliche Aktivitäten sowie Veranstaltungen auf freiwilliger Basis.
Das markante runde, rote Gebäude wurde von den Architekten Carl und Eyvind Michalsen entworfen und 1929 eröffnet. Mit dem stetigen Wachstum der Studierendenzahlen entstand über die Jahre ein zunehmender Bedarf an zusätzlichen Räumlichkeiten – ein Thema, das über Jahrzehnte hinweg intensiv diskutiert wurde. Schließlich fiel 2018 die Entscheidung, eine Erweiterung zu realisieren.
Ziel der Erweiterung war es, ein offeneres und einladenderes Gebäude zu schaffen, ohne dabei den besonderen Charakter des bestehenden Bauwerks zu verlieren. Die Architektur sollte das historische Gebäude weder dominieren noch sich ihm unterordnen, sondern eine harmonische, jedoch eigenständige Einheit bilden. Das neue Gebäude sollte sich trauen, aufzufallen – ein modernes, einzigartiges Element zu sein, das gleichzeitig die Identität der Gesellschaft bewahrt.


// Vision und Konzept
Das Konzept von Eggen Arkitekter für die Erweiterung des Studenten-Gebäudes in Trondheim umfasst ein offenes Erdgeschoss, ein unterirdisches Theater sowie einen darüberliegenden Konzertsaal. Die zentralen Hallen des Gebäudes sind von Servicebereichen und Arbeitsräumen umgeben, während die neuen und alten Gebäudeteile auf allen Etagen nahtlos miteinander verbunden sind. Ein schmaler, verglaster Innenhof legt die ursprüngliche Ostfassade frei und schafft Raum für vertikale wie horizontale Bewegungsströme. Ein zentrales Gestaltungselement ist die transparente Fassadenstruktur, die sich dynamisch verändert. Sie öffnet oder verhüllt je nach Tageszeit und Veranstaltung die Aktivitäten im Inneren – von alltäglichem Betrieb bis hin zu festlichen Anlässen.
Die Studentengesellschaft folgt der Tradition, dass sich die Nutzung der Räume über die Zeit hinweg kontinuierlich wandelt. Alle zwei Jahre gestalten Freiwillige im Rahmen des UKA-Kulturfestivals das Interieur neu. Daher wurde das Innenraumkonzept der Erweiterung bewusst robust und roh gehalten. Technische Systeme bleiben sichtbar, sodass Anpassungen und Erweiterungen problemlos möglich sind, ohne dass Decken oder Wände entfernt werden müssen. Durch das Zusammenspiel von Materialien, Formen und Farben fügt sich die Erweiterung harmonisch in den städtischen Kontext ein und schafft eine starke Verbindung zwischen alt und neu.



// Umfeld
Der Gebäudekomplex befindet sich in unmittelbarer Nähe der Elgeseter-Brücke, oberhalb des Nidelva, am Fuße des Høyskolebakken. Östlich des Campus befand sich einst das Vollan-Gefängnis, das 1971 geschlossen und anschließend abgerissen wurde. Das frei gewordene Gelände wurde von der Studenten-Gesellschaft erworben, woraufhin verschiedene Nutzungsmöglichkeiten untersucht wurden – sowohl für die Aktivitäten der Gesellschaft als auch für die der Universität.
Eine zentrale Herausforderung bei der Bebauung des Geländes war die Sicherung gegen mögliche Erdrutsche, die durch Bauarbeiten oder neue Gebäude in dem lehmhaltigen Boden ausgelöst werden könnten. 2017 wurde diese Problematik durch eine innovative Lösung ausgemerzt: Eine Gegengewichtsauffüllung entlang des Nidelva, entwickelt von Multiconsult unter der Leitung von Anders Gylland und finanziert durch die Stadt Trondheim, NTNU und Studentersamfundet, wurde umgesetzt.
Um den Bau der Erweiterung zu ermöglichen, musste die bestehende Straße östlich von Samfundet – die Kronprinsesse Märthas Allee, zwischen Korsgata und Høgskoleveien – verlegt werden. Dies erforderte die Anpassung des Bebauungsplans und eine neue städtebauliche Lösung. Im Rahmen des Projekts erhielt die Erweiterung eine eigenständige Form und Volumetrie, die das bestehende Gebäude respektiert und dessen ikonischen Charakter bewahrt.

// Material
Das Ziegelmauerwerk ist mit Ornamenten rund um Fenster und Gesimse verputzt. Im Fortgang ist der Ziegelstein in einer Gitterziegelwand freigelegt, die seine natürliche Form zeigt und eigene Ornamente schafft. Die Wand erstreckt sich in das Innere des verglasten Innenhofs.Das Muster in der Gitterfassade zeigt Rosettenmuster, die auch in der ursprünglichen Fassade zu finden sind und ebenfalls das Logo des Studentersamfundet darstellen.
Die Wand wird von Stahlstützen im Hintergrund getragen und ist eine Kombination aus vorgefertigten Ziegelbalken und freiliegendem Ziegelmauerwerk. Die thermische Hülle mit Glasflächen und Fenstern ist hinter der Wand zurückgesetzt, sodass das Licht der Aktivitäten herausgefiltert und aufgebrochen wird. Die verglasten Fassaden sind mit Drucken von Plakaten des UKA Kulturfestivals dekoriert.
Für den Bau musste die bestehende Straße östlich des Samfundet – Kronprinsesse Märthas allé, zwischen Korsgata und Høgskoleveien – weiter nach oben und Osten in das Gelände verlegt werden, was einen neuen Bebauungsplan erforderte. Im Projekt hat der Erweiterungsbau eine eigenständige Form und Volumen erhalten, sodass das bestehende Gebäude seinen ikonischen Ausdruck bewahrt.



// Fakten
Architekt: Eggen Arkitekter AS
Kundenvertreter: Karl Knudsen AS
Kunde: Studentersamfundet i Trondhjem
Bauingenieur: Sivilingeniørene Harboe & Leganger
Bauingenieur verantwortlich für Ziegel: Rambøll Norge AS
Maurer: Horneberg Bygg AS
Ziegelanbieter: Wienerberger AS
Balkenlieferant: Carlsberg Bjælker™ Teil von Randers Tegl
Balkenprodukt: Klinkerfertigteile, hängende Rullskiftsbalken, verschiedene Arten von vorgefertigten Spezialelementen aus Ziegel.